Filmgespräch: Peng. Von Augenblick und Ewigkeit

In Anwesenheit des Protagonisten Peter Engelhardt und den Filmmacher*innen Hartmut Seifert und Katja Schupp mit anschließendem Filmgespräch.

Peter Engelhardt - sein Künstlername treffend "PENG" - hat sein ganzes Leben gutem Design gewidmet: als namhafter Designer ebenso wie als Sammler von allem, was den Alltag der 50er, 60er und 70er Jahre ausmacht ... Namhaftes und Namenloses, Kostbares und Überflüssiges, Besonderes und Alltägliches. Über 30.000 Objekte umfasste die Sammlung Engelhardt einst. Doch je mehr Peter sammelte, desto mehr Platz brauchte er - und desto weniger Geld hatte er. Die vorerst letzte Station: eine marode Industriebrache in der Nähe von Bingen, Regenwasser und Diebstahl die größten Feinde. So wurde der Erhalt der Sammlung - oder besser: der Kampf gegen ihre Zerstörung - im alten Bergwerk von Waldalgesheim zur Lebensaufgabe des inzwischen 78-Jährigen. Die meisten Menschen würden angesichts dieser Situation verzweifeln. Nicht PENG. Rief eben noch das Inkassobüro an, kauft er im nächsten Moment auf dem Flohmarkt vom letzten Groschen eine 50 Jahre alte Schaufensterpuppe. Beklagte er eben noch einen Diebstahl, so widmet er sich noch am selben Abend seinen "Transformationen" - seiner weiblichen Seite. Schöpfte er eben noch Wasser aus den Bottichen, weil es in seinem Depot durchs Dach regnet, pflanzt er wenig später Blumen mit seiner 96-jährigen Mutter. Anfangs erscheint Peter als schräger Sonderling, der bei vielen Menschen aneckt. Doch wenn am Ende des Films seine älteste und beste Freundin Monique all die vielen Fragen, die sich aufgebaut haben, beantwortet, steht der Betrachter lächelnd vor seinen eigenen (Vor-)Urteilen und wirft sie (hoffentlich) über Bord. So ist der Film auch ein Parabel über unsere Fähigkeit als Menschen und als Gesellschaft, mit jenen, die anders sind als andere, umzugehen. Denn beim näheren Kennenlernen wird Peter Stück für Stück zu dem Mensch, der er ist: kreativer Designer, Künstler, Freund - und Sohn an der Seite seiner lebensfrohen Mutter, deren Hand er hält, als sie mit beinahe hundert schließlich stirbt. Und ihm ein Haus hinterlässt, dessen Räumung ihn an seine Grenzen bringt. Als Conférencier einer untergehenden Welt steuert Peter Engelhardt sein PENG'sches Raumschiff durch die Zeit, ein Lehrmeister für den positiven Umgang mit den Herausforderungen des Lebens, des Alltags und des Alters. Wie ein Kapitän mit seinem Schiff geht er lieber unter, als den Absprung auch nur zu wagen - bis zur letzten Minute überzeugt, das Wunder möglich sind.

Deutschland 2025, Ein Film von Hartmut Seifert und Katja Schupp

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Ab 18 Jahren / 108 Minuten